Leben und Werk des irischen Schriftstellers Bram Stoker 

Ist Graf Dracula ein Fake? 

Oder ist doch „etwas dran“ an der Geschichte? 

So beginnen allermeist Fake News: Es wird schon etwas Wahres dran sein. Die Gruselfigur „Dracula“ kennt hierzulande jedes Kind. Der irische Schriftsteller Abraham „Bram“ Stoker verhalf dem walachischen Fürsten Vlad III. Draculea, der historischen Vorlage „Draculas“, in seinem gleichnamigen Roman zu eben dieser Berühmtheit.

 

Kindheit und Jugend

Bram Stoker wurde am 8. November 1847 als drittes von sieben Kindern in Marino Crescent bei Dublin geboren. Im Kindesalter litt er unter einer das Gehen und Stehen beeinflussenden Erkrankung, die sich im Motiv von ewigem Schlaf und Wiederauferstehung auch in seiner Literatur wiederspiegelt. Für das spätere, wundersame Verschwinden der Krankheit fanden seine Ärzte keine Erklärung. Während seines Studiums von Geschichte, Literatur, Mathematik und Physik 1864 bis 1870 am Trinity College in Dublin spielte er sogar erfolgreich Fußball in der Mannschaft des Colleges. Nach Abschluss des Studiums folgte er der Laufbahn seines Vaters nach Dublin Castle, wo er als Beamter der Dienstaufsichtsbehörde der Justizverwaltung arbeitete.

 

Literarisches Schaffen und historische Vorlage

Neben dieser für ihn unbefriedigenden Tätigkeit engagierte sich Stoker außerdem als Journalist und Theaterkritiker, wobei er unter anderem Artikel für das „Dublin University Magazine“ schrieb. 1890 traf Stoker den ungarischen Professor Arminius Vámbéry, von dem er von der Legende des rumänischen Fürsten Vlad III. Draculea erfuhr, der zwischen 1431 und 1477 gelebt haben soll. Der Beiname „Draculea“ – zu Deutsch „Sohn des Drachen“ – leitete sich von der Mitgliedschaft seines Vaters im Drachenorden Kaiser Sigismunds, dem damaligen König des Heiligen Römischen Reiches ab. In polemischen Pamphleten wurde er als Kinderschänder und Menschenschlächter mit einer grausamen Vorliebe für Hinrichtungen durch Pfählung dargestellt. Das historische Vorbild Vlad III. Draculea formte Stoker im Roman zur eleganten, aristokratischen Erscheinung des Grafen Dracula um, der nach Jahrhunderten der Einsamkeit in Transsylvanien in die moderne Welt nach England aufbricht.  

Inspiration holte sich Stoker auch im Seebad Whitby an der Küste von Yorkshire, in dem er 1890 seine Ferien verbrachte. Er  in der Bibliothek der Stadt zum Thema Rumänien. Das ist nachgewiesen, denn er hat Notizen dazu hinterlassen. Auch das Stadtbild mit der alles überragenden Klosterruine auf einer Klippe beeindruckte Stoker wohl sehr. Im Roman erreicht Dracula mit dem Schoner "Demeter" Whitby. Die Besatzung ist verschwunden. 

Stoker beschreibt die Stadt recht detailgetreu, und man erkennt sie noch wieder in seinen Zeilen. Auch handelt ein Teil des Romans in Whitby. So beobschtet der alte Captain Swale von den Klippen über dem Hafen das Meer. Dort befindet sich auch das Haus Westenra, in dem Lucy und Mina zu Hause sind. 

 

Stoker arbeitete sieben Jahre lang an seinem 1897 veröffentlichten Roman, dessen Vampirdarstellung unsere heutige Vorstellung der Gruselfigur prägt. Dieser ist eine Mischung aus Reise-, Liebes-, Abenteuerroman und Schauergeschichte und besteht formal aus einer Folge von Tagebucheintragungen, Mitschriften von Phonographaufnahmen, Briefen und Zeitungsartikeln, durch die dem Leser eine unmittelbare Nähe zu den Geschehnissen suggeriert wird. Stoker macht den jungen britischen Anwalt Jonathan Harker zur Hauptfigur seines Romans. Dieser reist nach Transsylvanien, um im Auftrag einer Londoner Kanzlei mit einem Grafen zu verhandeln, der an einem Anwesen in London interessiert ist. Bei diesem Grafen handelt es sich, wie sich im Verlauf der Handlung herausstellt, um den Vampir Dracula.

Stoker erlebte den großen Erfolg seines Romans nicht mehr, da er 1912 nach mehreren Schlaganfällen in bescheidenen Verhältnissen in London verstarb. Zu seinen Ehren verleiht die Vereinigung der US-amerikanischen Horrorschriftsteller seit 1987 jährlich in verschiedenen Kategorien den Bram Stoker Award. Erhalten haben ihn u.a. Stephen King und Clive Barker.

 

Michael Karrasch

Unter Verwendung der Quelle https://hlz.hessen.de/themen/detailansicht/

08111847-zum-175-geburtstag-von-bram-stoker/


Vlad III. Drăculea

Unfreiwilliger Namensgeber des Grafen Dracula und warum unser Stück nicht „Dracula“ heisst 

 

Vlad III. (1431 -1476) war mit Unterbrechungen Woiwode des Fürstentums Walachei. Bekanntheit erlangte Vlad  zum einen durch seinen Widerstand gegen das Osmanische Reich und dessen Expansion auf dem Balkan, zum anderen wegen seiner angeblichen Grausamkeit. Er soll eine Vorliebe für Hinrichtungen durch Pfählung gehabt haben, die ihm in christlichen Gebieten posthum, den Beinamen Țepeș zu deutsch der „Pfähler“ einbrachte: Über 400 Jahre später schrieb Bram Stoker seinen Roman „Dracula“. Stoker hatte für Dracula historische Quellen recherchiert. Die Fälle von Vampirglauben im 18. Jahrhundert betrafen in den meisten Fällen den Aberglauben in einfachen abgelegenen Dörfern und waren für ein breiteres Publikum  wenig geeignet: wer hätte sich schon für einen Bauern aus einem unbekannten Dorf an der türkischen Grenze interessiert?

Ein für seine Grausamkeit bekannter mittelalterlicher Fürst aus einer entlegenen Weltgegend war für seinen Protagonisten deutlich besser geeignet. Dazu hatte Vlad den großen Vorteil, mit keinem europäischen Herrscherhaus verwandt zu sein, das durch die Darstellung eines adligen Vampirs hätte beleidigt sein können.So nahm sich Stoker Vlad III. Draculea als Vorbild und veränderte seinen Namen nur unwesentlich zu „Dracula". Wir sind aber bei dem ursprünglichen Namen Draculea geblieben.

Porträt Vlads III. Drăculea, spätes 16. Jahrhundert, Schloss Ambras Innsbruck, Wikipedia Vlad III Draculea - Vorbild für Bram Stokers Dracula

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